Ausgangspunkt meiner Arbeit »Undine geht« sind Familienaufnahmen von den 1950er Jahren bis heute. Bewusst habe ich mich bei meiner Bildsuche auf die Darstellung von Frauen in der privaten Fotografie konzentriert und eine Auswahl von Gruppen- und Einzelbildern getroffen. Meine Protagonistinnen sind Tamara Young und Renate Wildanger, die mir ihre privaten Familienarchive zur Verfügung gestellt haben. Die ausgewählten Aufnahmen habe ich unter inhaltlichen und fotografischen Gesichtspunkten sortiert – beispielsweise nach Alters- oder Personengruppen. Mein Interesse galt dabei zunächst der Suche nach Gemeinsamkeiten und Überschneidungen in der Inszenierung der Menschen und in der fotografischen Kompositionen. Wie verhält oder zeigt sich die fotografierte Einzelperson, wie präsentiert sich eine Gruppe? Welche Wechselwirkung entsteht, wenn einzelne Bilder zu Serien zusammengestellt werden? »Erzählen« diese Gruppen eine Geschichte, die das Bildgedächtnis des Betrachters anregen, obwohl die abgebildeten Personen ihm unbekannt sind?

Ich habe zwölf Kombinationen zusammengestellt, die aus jeweils drei Einzelbildern bestehen. Sie sollen kurze Geschichten erzählen und die eigene Erinnerung anregen, losgelöst von der singulären und subjektiven Familiengeschichte meiner Protagonistinnen. Es ist eine Hommage an Mütter, Mädchen, Freundinnen – und vor allem an die Familienfotografie.

Den Titel meiner Arbeit habe ich einem Text von Ingeborg Bachmann aus dem Jahr 1961 entlehnt: Die Erzählung »Undine geht« handelt von der Anpassung des (weiblichen) Individuums an gesellschaftliche Normen, von der Erinnerung und dem Drang nach Freiheit.

Undine geht besteht aus 36 Diasecs, die in 12 Blöcken als Exponate gezeigt werden.
Mein Dank gilt dem Fotografen Wolfgang Zurborn und der Körber Stiftung.






Undine geht
2009

Ausstellung
Text
Rivkah Young